Budapest Metro - Földalatti, die Millenniumslinie der U-Bahn
Paris? Berlin? Budapest! In der ungarischen Hauptstadt befindet sich die älteste U-Bahn-Strecke auf dem europäischen Kontinent. Die Millenniumslinie (ungarisch Millennium Földalatti Vasút) wird nach der London Underground als die zweitälteste U-Bahn der Welt bezeichnet. Die heute verwendete Bezeichnung des U-Bahn-Systems der ungarischen Landeshauptstadt ist Budapest Metro (ungarisch Budapesti metró).
Mit dem Bau der Andrássy-Straße bemühten sich sowohl die Elektrische-Straßenbahn-Gesellschaft als auch die Pferdebahngesellschaft um eine Genehmigung für die Einrichtung einer Straßenbahnlinie auf dem neuen Boulevard. Dies wurde jedoch abgelehnt und stattdessen die Idee des Unternehmens Siemens & Halske aufgegriffen, die geplante Millenniumausstellung im Stadtwäldchen zur 1000-Jahr-Feier der Staatsgründung Ungarns mittels einer U-Bahn an die Innenstadt anzubinden. Das Projekt sollte Budapest vor allem einen weltstädtischeren Flair geben, schließlich wäre dies die erste U-Bahn auf dem europäischen Festland. Für Siemens & Halske ging es vorrangig auch um den Bau eines Referenzprojektes, da die U-Bahn-Planungen in der eigenen Heimatstadt Berlin ins Stocken geraten waren.
Am 2. Mai 1896 konnte die U-Bahn nach weniger als zwei Jahren Bauzeit in Betrieb genommen werden. Nach dem Vorbild der London Underground wurde die Linie Földalatti (ungarisch für föld - Erde/Boden und alatt - unter, also die Unterirdische) bezeichnet. Nur wenige Tage später besichtigte der damalige österreichische Kaiser und zugleich ungarische König Franz Joseph I. die U-Bahn und verlieh ihr die offizielle Bezeichnung „Elektrische Untergrundbahn Franz Joseph“, auf Ungarisch „Ferencz József Földalatti Vasút“.
Die damals eingeweihte Linie hatte eine Gesamtlänge von 3,68 Kilometer (davon 3,22 Kilometer unterirdisch) und verband den Gizella tér (heute Vörösmarty tér) über acht Zwischenstationen mit dem Artézi fürdö (heute Széchenyi fürdö, dem Széchenyi-Heilbad). Die U-Bahn wurde dabei als Unterpflasterbahn in einer Tiefe von bis zu drei Metern gebaut. Der Querschnitt der Tunnel ist entsprechend relativ klein und es wurden zehn Doppeltriebwagen angeschafft, die mit einer heute unüblichen festen Stromschiene an der Decke gespeist werden.
Die U-Bahn fand schnell regen Zuspruch und schon wenig später kamen erste Ideen zum weiteren Ausbau auf. Letztendlich dauerte es bis 1970, bis die Millenniumslinie als heutige Linie M1 grundlegend saniert und um reichlich einen Kilometer bis zur Mexikói út verlängert wurde. Seit dem kommen auch die damals neu entwickelten, typischen gelben Züge zum Einsatz. Die historischen Wagen und zahlreiche weitere Exemplare können im sehenswerten U-Bahn-Museum besichtigt werden, das sich am zentralen Ferenc-Deak-Platz (Deák Ferenc tér) befindet. Seit 2002 gehört die Millenniumslinie M1 zusammen mit der über ihr verlaufenden Andrássy-Straße zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Heute besteht die Budapest Metro aus insgesamt drei Linien, einer Gesamtlänge von 33 Kilometern und 42 Stationen. Die M2 unterquert seit 1970 als Ost-West-Verbindung die Donau. Die ab 1976 in Betrieb genommene M3 verkehrt dagegen als Nord-Süd-Verbindung vollständig auf dem Pester Stadtgebiet. Alle drei Metro-Linien treffen am Deák Ferenc tér aufeinander. Seit 2004 befindet sich eine vierte U-Bahn-Linie im Bau, die das südliche Buda mit dem östlichen Pest verbinden wird. Mit der Fertigstellung dieser als vollautomatischer U-Bahn vorgesehenen Linie wird jedoch nicht vor 2014 gerechnet.